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Seilers GemischtwarenKolumnen

Haben Sie Ihr Leben unter Kontrolle?

Ich sah nur die völlig durchnässten Menschen, die auf ihr verspritztes Handydisplay starrten und in die Pedale traten, um den Scheißabend irgendwie hinter sich zu bringen und dafür ein paar Euro bezahlt zu bekommen.

Lagerfeld soll ja einmal gesagt haben, wer in der Jogginghose auf die Straße geht, habe die Kontrolle über sein Leben verloren. Mir sind Jogginghosen egal, ich würde nicht einmal zu Hause eine tragen. Aber die Kontrolle über sein Leben hat erst verloren, wer sich bei einem Lieferdienst Essen bestellt.

Ich habe nicht das geringste Verständnis dafür, zum Beispiel – naheliegendes Beispiel – eine Pizza nach Hause liefern zu lassen. Pizza kann eine Delikatesse sein, wenn sie nämlich genossen wird, direkt nachdem sie aus dem Pizzaofen geholt wurde, der Teig noch knusprig und die Tomatensauce heiß und die Mozzarella fast noch flüssig. Zehn Minuten später ist der Teig lasch, die Sauce mau und der Käse wie Gummi, und die gesamte Pizza unterscheidet sich geschmacklich kein bisschen von dem Karton, in den sie vergepackt ist.

Angeblich gibt es sogar Menschen, die sich vom Lieferdienst Hamburger und Pommes frites von McDonald’s liefern lassen, was ich gleich doppelt nicht verstehen kann. Erstens, weil McDonald’s, zweitens weil ein einfühlsamer Wiener für den Zustand von Pommes frites nach einer zehnminütigen Reise im Thermorucksack den passenden Begriff „letschert“ erfunden hat.

Verständnis habe ich maximal dafür, wenn man sich bei dem mobilen Supermarkt „Gurkerl“ vernünftige Lebensmittel und ein paar Flaschen Trumer Pils bestellt, aber darum geht es gerade nicht. Es geht um den Moment, wenn Hunger und die eigene Bequemlichkeit größer werden als der letzte Funken Selbstachtung – und das geringste Mitgefühl mit den Menschen, die sich bei McDonald’s in die Schlange stellen müssen, um den Junk anschließend im strömenden Regen zu uns nach Hause zu bringen.

Mein Unverständnis gegenüber Food-Lieferdiensten hat übrigens mehrere Facetten. Die miserablen Arbeitsbedingungen der Lieferanten sind nur eine davon. Die Faulheit, Essen nach Hause kommen zu lassen, schadet schließlich auch der Gastronomie. Der Wirt ums Eck würde sich freuen, wenn trotz Scheißwetter jemand in die Gaststube käme und sich eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken bestellte. Die auf ihren Elektrorollern vorbeihuschenden Lieferanten sind nicht nur Boten kulinarischer Sittenwidrigkeiten, sondern auch des zukünftigen Wirtshaussterbens.

Was wir daraus lernen können:

1. Kochen wir unser Essen selbst.

2. Gehen wir ins Wirtshaus (Restaurant, Pizzeria, etc.)

3. Bestellen wir niemals fertiggekochtes Essen bei Lieferdiensten.

4. Geben wir den armen Teufeln auf ihren Elektrorollern eine andere, bessere Arbeit.

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